Otto von Habsburg
© Thomas Wilhelm Schwarzer, Friedberg in Hessen(aus: Otto von Habsburg, Die paneuropäische Idee - Eine Vision wird Wirklichkeit, Amalthea, Wien)© Thomas Wilhelm Schwarzer, Friedberg in Hessen
"Christ, Kaiser, Europäer" [1]

(aus: Arthur Werner, Otto von Habsburg - Vom Kaisersohn zum Europäer, Wien)

Geboren am 20. November 1912 um 2:40 Uhr in der Villa Wartholz bei Reichenau an der Rax als ältester Sohn von Erzherzog Carl (nachmalig Kaiser Karl I.) und Prinzessin Zita von Bourbon-Parma.

Getauft am 25. November 1912 in der Villa Wartholz auf die Namen Franz Josef Otto Robert Maria Anton Karl Max Heinrich Sixtus Xavier Felix René Ludwig Gaetano Pius Ignazius durch den Fürsterzbischof von Wien, Kardinal Dr. Franz Xaver Nagl; Taufpate: Kaiser Franz Joseph I.

Kronprinz Österreichs am 21. November 1916 († Kaiser Franz Joseph I.).

Oberstinhaber des K. u. k. Infanterieregimentes Nr. 17 "Kronprinz" (Laibach) am 24. November 1916.

Beerdigung Kaiser Franz Josephs I. am 30. November 1916.

Teilnahme an der Krönung seines Vaters Karl IV. zum König von Ungarn in Budapest am 30. Dezember 1916.

Erstkommunion am 2. Oktober 1918 in der Hauskapelle der Villa Wartholz.

Vorübergehender Regierungsverzicht seines Vaters Kaiser Karl I. am 11. November 1918.

Exil im Schloß Eckartsau bei Wien vom 11. November 1918 bis zum 23. März 1919.

Erzwungene Flucht aus Österreich am 24. März 1919.

Exil in der Schweiz vom 24. März 1919 bis zum 31. Januar 1922: Ab 24.03.1919 Schloß Wartegg, ab 20.05.1919 Villa Prangins, ab 05.05.1921 Schloß Hertenstein, ab 08.11.1921 Schloß Wartegg.

Menschenrechtsverletzende Habsburgergesetze (Landesverweisung, Enteignung) der Republik Österreich am 3. April 1919.

Ankunft bei seinem verbannten Vater Karl (bereits seit 19. November 1921 dort) auf Madeira am 2. Februar 1922.

Exil auf Madeira vom 2. Februar bis zum 19. Mai 1922: Ab 02.02.1922 Villa Victoria in Funchal, ab 18.02.1922 Villa Quinta do Monte bei Funchal.

Tod Kaiser Karls I. [2] in der Villa Quinta do Monte bei Funchal auf Madeira am 1. April 1922 um 12:23 Uhr in Anwesenheit des Erben Otto, der sehen sollte, wie man als Christ und Kaiser stirbt; als ältester Sohn wird Otto nunmehr Kaiser [3] und Oberhaupt des Hauses Österreich unter der Vormundschaft seiner Mutter, Kaiserin Zita.

Beerdigung Kaiser Karls I. in der Kirche Nossa Senhora do Monte von Funchal am 5. April 1922 [4].

Exil im Schloß El Pardo bei Madrid vom 23. Mai bis zum Sommer 1922.

Exil im Palacio Uribarren von Lequeitio (Baskenland) von Sommer 1922 bis Oktober 1929.

Firmung am 24. August 1923 in Lequeitio durch Bischof Dr. Seydl; Firmpate: Papst Pius XI.

Studienjahr in der Benediktiner-Abtei in Clervaux (Luxemburg) 1927/28.

Exil im Palais des Comte d´Ursel (Brüssel) von Oktober 1929 bis Januar 1930.

Studium an der Universität von Löwen ab Oktober 1929 als Herzog von Bar [5].

Exil in Schloß Ham bei Steenockerzeel (Brüssel) von Januar 1930 bis zum 10. Mai 1940.

Reifeprüfung in Lequeitio mit Auszeichnung am 1. Oktober 1930.

Großjährigkeitserklärung am 20. November 1930 im Salon von Schloß Ham; Ende der Vormundschaft Kaiserin Zitas. Otto wird zugleich Chef und Souverän des Ordens vom Goldenen Vlies.

Erstes Ehrenbürgerrecht in der Gemeinde Ampaß (Tirol) am 7. Dezember 1931; bis 1938 insgesamt 1.603 "Kaiser-Gemeinden".

Doktorat der sozialen und politischen Wissenschaften mit "La plus grande distinction" am 27. Juni 1935 an der Universität Löwen unter dem Namen Herzog Otto von Bar.

Aufhebung der Landesverweisung unter Bundeskanzler Schuschnigg am 13. Juli 1935.

Mitglied der Paneuropa-Union [6] seit 1936.

Brief an Schuschnigg mit der Aufforderung zur Bildung einer gegen Hitler gerichteten Allparteienregierung am 17. Februar 1938; Otto erklärt sich bereit, zur Verteidigung Österreichs selbst Bundeskanzler zu werden, was Schuschnigg jedoch ablehnt.

Aufruf Schuschniggs am 9. März 1938 zur Volksabstimmung über die Unabhängigkeit Österreichs am 13. März; darauf bereits am 12. Einmarsch Hitlers zur Verhinderung derselben ("Operation Otto").

Steckbrief Hitlers gegen Otto am 20. April 1938, der in den folgenden sieben Jahren mehr als 15.000 Juden und politisch bzw. rassisch Verfolgten das Leben rettet.

Erneuerung der Landesverweisung durch die Nationalsozialisten am 14. März 1939.

Erste Amerika-Reise auf Einladung des US-Präsidenten Roosevelt vom 4. März bis zum 2. Mai 1940.

Flucht nach Frankreich und Exil in Paris vom 14. Mai bis zum 10. Juni 1940.

Flucht über Portugal in die USA und Exil in Washington D.C. vom 11. Juli 1940 bis zum 31. Oktober 1944.

Während seines Aufenthaltes in Washington versucht Otto mit Unterstützung seiner Brüder (unter anderem Erzherzog Robert in London) folgendes zu erreichen:

  • Aufstellung einer österreichischen Exil-Regierung (aufgrund der Ablehnung durch die Sozialisten gescheitert).
  • Aufstellung eines Österreichischen Bataillons (von Stalin untersagt).
  • Anerkennung der Emigranten als "befreundete Österreicher" anstatt als "feindliche Deutsche".
  • Keine Luftangriffe auf Österreich (bis 1943/44).
  • Keine Vertreibung der Deutschen aus Ostdeutschland und dem Sudetenland (von Benes zunichte gemacht).
  • Revision der Tiroler Grenze anhand der Sprachgrenze.
  • Kriegseintritt Ungarns auf Seiten der Westmächte, dafür Korrektur der Grenze gemäß den Sprachgebieten in Siebenbürgen und der Slowakei (durch Horthys panikartige Handlungsweise und von Stalin zunichte gemacht).
  • 4 statt nur 2 Besatzungszonen in Österreich.
    Leider werden die meisten von Ottos Erfolgen durch Stalin und seine Genossen zunichte gemacht, so auch Churchills Plan einer Donauföderation unter Otto als Kaiser.

    Wichtigster Erfolg: Österreich erscheint durch die Moskauer Deklaration am 1. November 1943 wieder auf der Landkarte. Der Anstoß dazu und auch ein Entwurf entstanden durch Otto in Quebec, welcher von Roosevelt und Churchill favorisiert wurde - in der Endformulierung folgt man jedoch (Dank Stalin) Benes´ Änderungsvorschlägen, die Österreich unter anderem eine Mitschuld am Krieg gaben.

    Exil in Paris und Clairefontaine vom 7. November 1944 bis zum 10. Mai 1954.

    Wieder in der Heimat: Aufenthalt in Tirol vom Juni 1945 bis zum 21. Januar 1946, dann erneute zwangsweise Flucht (Wiederinkraftsetzung der Landesverweisung durch Karl Renner).

    Verlobung am 25. Dezember 1950 in Seeheim am Starnberger See mit Prinzessin Regina von Sachsen-Meiningen (* 6. Januar 1925, Würzburg).

    Hochzeit am 10. Mai 1951 in der Église des Cordeliers in Nancy mit Prinzessin Regina von Sachsen-Meiningen mit dem Segenswunsche Papst Pius XII.

    Ständiger Wohnsitz in der "Villa Austria" (oder "Kaiservilla") in Pöcking am Starnberger See seit 10. Mai 1954.

    Trotz der UN-Menschenrechtscharta wird das völkerrechtswidrige Habsburgergesetz am 15. Mai 1955 im Staatsvertrag verankert.

    Vizepräsident der Internationalen Paneuropa-Union von 1957 bis zum 12. Mai 1973.

    Erzwungene (und damit rechtsunwirksame) Verzichtserklärung gemäß dem Habsburgergesetz am 31. Mai 1961.

    Otto "darf" nach vielen innenpolitischen und juristischen Schlachten seit 1. Juni 1966 wieder nach Österreich einreisen.

    Erste Einreise nach Österreich am 31. Oktober 1966.

    Interims-Präsident der Internationalen Paneuropa-Union seit 27. Juli 1972.

    Präsident der Internationalen Paneuropa-Union seit 12. Mai 1973.

    Mitglied des Europa-Parlamentes für die CSU seit 10. Juni 1979 (Wahlprospekt: Seite 1, Seite 2).
    Otto wird 1984, 1989 und 1994 wiedergewählt (Stimmen für die CSU: 62,5 % (1979), 57,2 % (1984), 45,4 % (1989) und 48,9 % (1994)).
    Otto setzt hier unter anderem am 8. Juli 1982 durch, daß für die unterdrückten Völker jenseits des Eisernen Vorhanges ein leerer Stuhl im Plenum aufgestellt wird - symbolisch dafür, daß Europa weit mehr als nur die EG umfaßt.
    Außer dem Kampf gegen kommunistische und nationalistische Diktaturen tritt er energisch für zahlreiche bedrohte und unterdrückte Völker ein, unter anderem für Slowenien, Kroatien, Bosnien, den Kosovo, das Baltikum und Tschetschenien.
    Posten u.a.:

  • Obmann der Europäischen Volkspartei im Politischen Ausschuß (später Ausschuß für auswärtige Angelgenheiten, Sicherheit und Verteidigungspolitik) von 1981 bis 1999.
  • Vorsitzender (später Erster stellvertretender Vorsitzender) der Delegation im Gemischten Parlamentarischen Ausschuß EU-Ungarn.
  • Mitglied im Politischen Ausschuß und im Ausschuß für Recht und Bürgerrechte.
  • Stellvertretendes Mitglied im Entwicklungsausschuß und im Ausschuß für Haushaltskontrolle.

    Mitglied der Christlich-Sozialen Union seit 1982.

    Am 13. Juli 1988 kehrt Otto nach fast 70jähriger Abwesenheit in das noch kommunistische Budapest zurück.

    Paneuropa-Picknick bei Sopron (Ödenburg) am 19. August 1989 unter der Schirmherrschaft Ottos und des ungarischen Staatsministers Imre Pozsgay: 661 Mitteldeutsche können bei dieser Gelegenheit über den Eisernen Vorhang fliehen; Anfang vom Ende der stalinistischen Diktaturen in Mittel- und Osteuropa.

    Alterspräsident des Europäischen Parlamentes am 13. und 14. Januar 1997.

    Erster Besuch in Sarajevo am 5. und 6. April 1997.

    Schwerer, fremdverschuldeter Autounfall in Dießen am 27. April 1997.

    Lebensgefährdende Lungenentzündung vom 22. Oktober bis zum 16. November 1998.

    Otto kündigt am 14. Dezember 1998 an, im Jahr 1999 aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr für das Europäische Parlament zu kandidieren.

    Otto scheidet nach den Wahlen zum Europäischen Parlament am 13. Juni 1999 auf eigenen Wunsch aus dem Europa-Parlament aus - trotz des triumphalen Wahlsieges der CSU mit 64,0 %.

    Otto überträgt seine Stellung als Chef und Souverän des Ordens vom Goldenen Vlies an seinen ältesten Sohn Karl am 30. November 2000.

    Otto verzichtet nach 32 Jahren auf eine Wiederwahl als Präsident der Internationalen Paneuropa-Union am 11. Dezember 2004.
    Er wird anschließend zum Ehrenpräsidenten der Internationalen Paneuropa-Union ernannt.

    Otto übergibt seine Funktion als Chef des Hauses Habsburg an seinen ältesten Sohn Karl am 1. Januar 2007.

    Otto übergibt das Großmeisteramt des Ritterordens vom Heiligen Sebastian in Europa an seinen ätesten Sohn Karl am 31. August 2008.

    Otto stürzt in seinem Pöckinger Haus am 19. Juni 2009 schwer und hat in der Folge keine öffentlichen Auftritte mehr.

    Tod seiner Ehefrau Erzherzogin Regina, geb. Prinzessin von Sachsen-Meiningen, am 3. Februar 2010.

    Beisetzung von Erzherzogin Regina in der Familiengruft der Veste Heldburg am 10. Februar 2010.

    Tod am 4. Juli 2011 um 3:20 Uhr in seiner Pöckinger Villa Austria.

    Requien in Pöcking (9. Juli), München (11. Juli), Mariazell (13. Juli), Wien (16. Juli) und Budapest (17. Juli).

    Beisetzung am 16. Juli 2011 in der Kapuzinergruft Wien mit einem Quasi-Staatsbegräbnis (Requiem im Stephansdom sowie Kondukt durch die Wiener Innenstadt unter großer Anteilnahme von Politik, Kirche, Traditionsverbänden und Bevölkerung).
    Erzherzog Otto findet neben seiner Frau Regina in der Gruftkapelle seine letzte Ruhestätte.


    [1] Mit diesen Worten beschreibt Otto in seinem Buch "Karl V. - Kaiser für Europa" den Römischen Kaiser und König von Spanien Karl V., in dessen Reich die Sonne nicht unterging. Alle drei Begriffe treffen aber genauso auf Otto selbst zu: Er lebt stets als aktiver Christ; er begann seine politische Laufbahn als nomineller Kaiser von Österreich; er war bis 1999 als ältester und auch dienstältester Abgeordneter und Alterspräsident des Europa-Parlamentes d e r Europäer schlechthin.

    [2] Bereits 1923 wurde (vom späteren Bundespräsidenten Wilhelm Miklas) ein Seligsprechungsprozeß für den "Diener Gottes Karl aus dem Hause Österreich" angeregt, der als Märtyrerkaiser für den Frieden seiner Völker gestorben ist. Dieser Prozeß wurde im Jahre 2002 abgeschlossen; Kaiser Karl I. wurde daraufhin am 3. Oktober 2004 in Rom von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen werden.

    [3] Die Kaiserproklamation von Kaiser Franz I. vom 11. August 1804 besagt, daß von nun an das Oberhaupt des Hauses Österreich den Titel eines Kaisers von Österreich trägt. Da das Patent gleichzeitig ausführt, daß sich durch die Annahme des Kaisertitels in den Verfassungen des Verbandes der Erbländer nichts ändere, ja es ausdrücklich vermeidet, den Verband der habsburgischen Erbländer als ein Kaiserreich zu bezeichnen, sagt es, daß der Kaisertitel der besondere Titel des Oberhauptes der habsburgischen Familie ist. Woraus wieder folgt, daß das jeweilige Oberhaupt diesen Titel tragen kann, gleichgültig, wo und ob es regiert.
    Der große Titel des Kaisers lautete:

    von Gottes Gnaden Kaiser von Österreich;
    Apostolischer König von Ungarn;
    König von Böhmen, von Dalmatien, Kroatien, Slawonien, Galizien, Lodomerien und Illyrien;
    König von Jerusalem etc.
    Erzherzog von Österreich;
    Großherzog von Toskana und Krakau;
    Herzog von Lothringen, von Salzburg, Steier, Kärnten, Krain und der Bukowina;
    Großfürst von Siebenbürgen;
    Markgraf von Mähren;
    Herzog von Ober- und Nieder-Schlesien, von Modena, Parma, Piacenza und Guastalla,
    von Auschwitz und Zator, von Teschen, Friaul, Ragusa und Zara;
    gefürsteter Graf von Habsburg und Tirol, von Kyburg, Görz und Gradiska;
    Fürst von Trient und Brixen;
    Markgraf von Ober- und Nieder-Lausitz und in Istrien;
    Graf von Hohenembs, Feldkirch, Bregenz, Sonnenberg etc.;
    Herr von Triest, von Catarro und auf der windischen Mark;
    Großwoiwode der Woiwodschaft Serbien etc. etc.

    [4] 50 Jahre später, am 1. April 1972, kehrte Otto an das Grab seines Vaters zurück, um die Cognitio für den laufenden Seligsprechungsprozeß durchzuführen.

    [5] Der Titel "Herzog von Bar" stammt aus dem Großen Titel, den die Kaiser von Österreich führten. Seit Franz I. von Lothringen, dem Gatten Maria Theresias, trug der Kaiser den Titel Herzog von Lothringen und Bar.

    [6] Die Paneuropa-Union war am 15./17. November 1922 von Dr. phil. Richard Nicolas Graf von Coudenhove-Kalergi (* 16. November 1894, Tokio; + 27. Juli 1972, Vorarlberg) gegründet worden, der auch bis zu seinem Tod ihr Präsident war. Sie setzte sich von Anfang an unter anderem für ein freies Europa vom Atlantik bis zum Ural ein. Ihr Zentrum hatte sie bis zum Anschluß in der Hofburg von Wien.

    © Thomas Wilhelm Schwarzer, Friedberg in Hessen© Thomas Wilhelm Schwarzer, Friedberg in Hessen
    Links: Wappen der Paneuropa-Union.
    Rechts: Widmung des PEU-Präsidenten Coudenhove-Kalergi (Mai 1932).
  • Letzte Änderung am Samstag, 23. Juli 2011.